Der Erfinder des Lebens legte einem Knaben fünf Steine mit in die Wiege und sprach zu ihm: „Diese Gaben sollen dich begleiten, solange du auf der Erde verweilst. Manchmal werden sie schwer auf dir wiegen; manchmal legst du sie auf die Goldwaage; manchmal wirst du merken, wie viel Gewicht sie deinem Dasein geben. Trage sie in deinem Rucksack mit dir durch das Leben und du wirst spüren, dass die fünf Steine zu dir gehören!“ Der Knabe wurde groß und machte sich auf den Weg. Die Last…
Finsternis bedeckte den ganzen Erdkreis und hüllte die Menschen, die darauf wohnten, in einen schwarzen Schleier, der sie niederdrückte. Das Licht der Sonne hatte sich schon längst verzogen. Keiner sah einen Funken der Liebe mehr. Die Flamme des Glaubens loderte nicht mehr auf. Und niemand nahm noch irgendeinen Hoffnungsschimmer wahr. Alle tappten im Dunkeln, bis nach vielen, vielen Jahren der Feuerzeuge auf der Welt erschien … Er war nicht nur heißersehnt, sondern schien auch sehr warmherzig zu sein. Er hatte eine mitfühlende Ausstrahlung. Er suchte förmlich…
Zwei Herzen begegnen sich im Park. Das eine ist ein Herz aus Gold … Es erscheint strahlend und rosig; es wirkt nach außen rosarot und schlägt im Dreivierteltakt. Seine Schritte tanzen nach der Melodie, die — Ton für Ton — in seiner Seele gerade im Entstehen ist. „Komm, tanze mit mir!“, fordert das Herz ein anderes Herz auf, das erschöpft auf einer Bank sitzt — blutet und weint. „Ich habe einfach keine Kraft mehr!“, machte es dem fremden Herzen klar. „Ach, stelle dich doch nicht so…
Ich sitze am Tisch, und mein Blick fällt auf die Kerze. „Wie hell sie leuchtet – in dieser dunklen Jahreszeit…“, staune ich strahlend. „Das Geschenk der Hingabe ist das doch!“ „Danke, dass du das für mich tust, kleine Kerze!“, sage ich leise zu ihr. „Gern geschehen…“, höre ich sie plötzlich sagen. „Was soll ich denn sonst machen? Ich bin doch geschaffen, um Licht zu spenden. Du sollst dich freuen können – an mir, an meiner Helligkeit, an der Wärme…“ „Ja, aber – hast du keine Angst?…
Ein Königssohn hatte einen Vogel. Und – genauer gesagt: Ein Königssohn hatte sogar zwei Vögel. Ein kleiner Papagei saß auf seiner rechten Schulter. Dieser war ihm wohlgesonnen. Er machte ihm ständig Mut, indem er ihm ins Ohr flüsterte: „Das schaffst du schon. Du bist der Sohn des großen Königs!“ Der andere kleine Papagei hatte es sich auf der linken Schulter des Königssohns gemütlich gemacht. Jener entmutigte ihn immer wieder, weil er ihm ganz leise zu verstehen gab: „Das kriegst du nie hin. Du bist ja nicht…
Wie Tag und Nacht ...: Der Tag und die Nacht redeten im Morgengrauen miteinander, aber eigentlich hatte er an ihr nur etwas auszusetzen: „Ich bin viel besser als du…“, meinte er. „Bei mir strahlt die Sonne. Nur ich kenne die Wärme und die Fröhlichkeit der Menschen… In mir sind sie stark und laut. Sie gehen ihrer Arbeit nach und sind so richtig lebendig. Aber bei dir, du dunkle Nacht, haben sie Angst. Sie schützen sich und frieren… Du bist nichts wert!“ „Hast du eine Ahnung!“, erwiderte…
Gegenwart - gegen das Warten: Nach einer anstrengenden Arbeitswoche setzte sich ein Mann am Wochenende müde, fast ein wenig lebensmüde auf die Bank in seinem Vorgarten und schlief ein. Sein Leben war so unermüdlich schwer... Im Traum erschienen ihm drei Frauen. Die erste war sehr hager. Sie trug einen schwarzen Mantel und kam ihm fast vor wie „der Tod auf Latschen“. Ohne den Mann richtig anzuschauen, redete sie unermüdlich auf ihn ein: „Weißt du noch...? Damals - als Kind - hast du unermüdlich darunter gelitten, dass…
Es war einmal das Reiche Wunder-Land… König Wundervoll und Königin Wunderbar regierten in dem Reiche Wunder-Land schon viele Jahre. Und sie machten ihre Sache wirklich gut. Denn ihren Untertanen fehlte es an nichts. Obwohl sie dem Königspaar Abgaben leisten mussten, hatten sie selbst genug, um sich wunderschöne Häuser zu bauen und wunderhübsche Kleider zu tragen. Aber trotzdem waren die Menschen in Wunder-Land ein wenig wunderlich. Anstatt sich über das zu freuen, was sie besaßen, verglichen sie einander. Dennoch gaben die Menschen in Wunderland vor, dass sie…
Susanne war mit ihrem sechsjährigen Sohn einkaufen. Auf dem Weg nach Hause war der kleine Tim richtig fröhlich. Er freute sich schon darauf, einen von den vielen Schokoküssen zu verputzen, die er sich ausgesucht hatte. Vergnügt hüpfte er seiner Mama voraus, wobei er den Beutel immer hin- und herschwang, der mit so viel Gutem gefüllt war. „Sei vorsichtig! “, wurde er ermahnt. „Du trägst Sachen, die kaputtgehen können!“ Doch Tim hörte nicht. Und so kam es, wie es kommen musste: Die Packung mit den Schokoküssen war…