Ich sitze am Tisch, und mein Blick fällt auf die Kerze. „Wie hell sie leuchtet – in dieser dunklen Jahreszeit…“, staune ich strahlend. „Das Geschenk der Hingabe ist das doch!“
„Danke, dass du das für mich tust, kleine Kerze!“, sage ich leise zu ihr.
„Gern geschehen…“, höre ich sie plötzlich sagen. „Was soll ich denn sonst machen? Ich bin doch geschaffen, um Licht zu spenden. Du sollst dich freuen können – an mir, an meiner Helligkeit, an der Wärme…“
„Ja, aber – hast du keine Angst? Das Feuer verzehrt dich doch. Und irgendwann bist du völlig abgebrannt…“, wollte ich von ihr wissen.
„Na ja, ganz ehrlich: Am Anfang ist mir das ziemlich auf den Docht gegangen. Aber ich habe ja die Wahl gehabt: Ich hätte dich bitten können, mich einfach nur zur Zierde auf das Regal oder auch in den Schrank zu stellen, doch dann würde ich dich im Dunkeln sitzen lassen; es wäre kalt in diesem Zimmer. Und – dafür bin ich einfach nicht gemacht! Mein Leben bekommt erst dadurch Sinn, dass ich brenne – für dich … hier. Insofern gebe ich alles … mich selbst, bis ich – früher oder später – nicht mehr bin. Ich tue das wirklich gern; das ist meine Bestimmung.“
Bis dahin war ich geistlich umnachtet, aber nun leuchtete mir ein. „Ich möchte auch brennen! Schließlich bin ich ja auch Licht.
Auch ich habe die Wahl: Ich kann mich zurückziehen, aber dann bleibt es kalt und dunkel um mich herum. Oder ich gehe auf Menschen zu und verbreite Wärme und Liebe. Dann lebe ich meiner Berufung gemäß. Das ist das Geschenk der Hingabe. Mein Leben bekommt dadurch Sinn. Aber dafür muss ich etwas von mir selbst geben – etwas von meiner Freude, von meiner Herzlichkeit, von meinem Strahlen.
Das Leben der Kerze ist mir zum Bild, zum Vorbild geworden. Mir ging ein Licht auf – durch ihren hellen, wahren Schein!