Ich bin so froh und dankbar, dass ich bislang die ganze Bandbreite des Lebens erfahren durfte: das Sitzen auf der Schattenseite und den Platz an der Sonne; von Menschen unterschätzt zu werden und von Menschen wertgeschätzt zu sein; erbärmliche Zustände am eigenen Leib erlebt zu haben und großes Erbarmen zu kennen. Die Hälfte meines Daseins spürte ich Kälte, Entwürdigungen und einsame Stunden. Und jetzt werde ich geliebt; gegenseitige Achtung und Rücksichtnahme bestimmen unser Miteinander. Es ist nicht selbstverständlich, ein Leben in Familie mitzugestalten, in der einer auf den anderen zählen kann.
Wie ich Katrin vor 18 Jahren kennengelernt habe, habe ich ja bereits in „Eine Schwester fürs Leben“ beschrieben. Aber bald darauf begegnete ich auch ihrem Mann Thomas und dem Sohn Christian. Immer öfter luden mich die drei in ihr Leben ein. Wie selbstverständlich feierten sie Ostern, Weihnachten oder die Geburtstage mit mir. Ich war bei ihnen ein gern gesehener Gast, der sich allmählich in ihre Herzen schlich.
Als Christian flügge wurde und sich in der Nähe von Düsseldorf — zusammen mit seiner Frau Sabrina — zum Schnittmeister und Filmemacher mauserte, wurde es im Haus leerer, stiller und lebloser. Zuerst wollten Katrin und Thomas das Kinderzimmer in einen Sportraum verwandeln, in dem auch Gäste übernachten konnten. Aber stattdessen fragten sie mich ernsthaft: „Dürfen wir das Zimmer so einrichten, damit du dich darin richtig wohl fühlst? Wir hätten dich gern öfter bei uns. Es ist immer schön, wenn du da bist! Du bereicherst unser Leben!“
Mir standen Tränen in den Augen. Ein Leben in Familie kannte ich anders. Früher hatte ich immer nur zu hören und zu spüren bekommen, dass ich eine Last war. Und nun? Nun wusste ich Menschen an meiner Seite, die mich lieb gewonnen hatten und meine Gegenwart genossen. Für mich war das ein großes Geschenk, das ich annehmen und auspacken durfte.
Seitdem bin ich sehr oft bei meinen Lieblingsmenschen. Wir lachen zusammen; wir weinen zusammen. Wir streiten miteinander und vertragen uns. Einander sind wir Halt und Stütze, weil wir uns alles anvertrauen können. Und genau so habe ich mir ein Leben in Familie von klein auf vorgestellt …
Manchmal — wenn ich allein in diesem gemütlichen Zimmer bin — frage ich mich immer noch: „Kann das wirklich wahr sein oder habe ich das nur geträumt?“ Doch — dann wird mir bewusst: Es gibt Träume, die sich erfüllen, obwohl man … in seinem ersten Leben … so manchen Alptraum erlebt hat!
Ein herzliches Dankeschön an Katrin und Thomas.
Ein herzliches Dankeschön an meinen Schöpfer, der mir solche Engel zur Seite stellt.